Wie sieht eigentlich das Leben eines CALA- Studenten aus?

Wie sieht eigentlich das Leben eines CALA- Studenten aus?

In  meiner Rede zur Absolventenfeier von CALA 2016 habe ich mich mit dieser Fragestellung auseinandergesetzt. Man möge mir ein paar Jahrgangsinsider verzeihen.

Aus dem Leben eines CALAs

Großartig, die neuen Calitas sind da. Kaum ist der Aufnahmetest bestanden, da kommen erst die richtigen Hürden zum Studienanfang, wie in Münster ein bequemes Zimmer finden, sich mit dem halb kaputten Fahrrad ohne Licht nicht von der Polizei erwischen lassen, oder sich als Fußgänger nicht von besagten Fahrradfahrern ohne Licht überfahren zu lassen. Zudem ist aufzupassen, dass man vor lauter Freude über die Rallye in der O Woche besser nicht in den Aasee, sondern in den Kanal springt.

A propos Rallye: Selbst portugiesisch sprechende Calitas sind nach Rallye und Calafahrt Meister im Reaggeton tanzen – naja zumindest einige. Das kann man mal eine gelungene latinodeutsche Integration gleich zu Beginn nennen.

Doch Studium heißt auch viel büffeln und sich weiter entwickeln: Gegen Ende des Jahres naht die erste Klausurenphase. Manch einer bleibt da vor lauter Stress monatelang stumm, während andere bei ihrer Suche nach einem ruhigen und ungestörten Platz zum Lernen den Keller der Uni- und Landesbibliothek für sich entdecken, weil man dort außer einem alten Kopiergerät wirklich keinerlei Möglichkeiten für Ablenkung findet. Doch hält diese Zeit nicht nur die lästigen und stressigen Prüfungen bereit, sondern sie intensiviert auch zum Anfang des Studiums geschlossene Freundschaften in gemeinsamen Lerngruppen. Und kurz nach der ersten Klausurenphase löst sich der ganze Stress in der herbeigesehnten EsCALAations- Party. Spätestens hier sollten alle merken, CALA und gemeinsam feiern – das passt irgendwie 😉

Und los: Schnell geht’s weiter mit dem Zeitplan: CALA rennt ist nicht nur der Name von dem beliebten gemeinsamen Kochabend bei CALA, sondern wahrscheinlich charakterisiert er ganz unfreiwillig auch ganz gut den Studienablauf. Nach viel zu kurzen Semesterferien und kurz vor dem nächsten Wochenendseminar kommt man als Calita kurz mal zur Ruhe und fragt sich: „Mensch wo bin ich hier eigentlich gelandet – irgendwie habe ich mir das Studium entspannter vorgestellt!“ Um kurz darauf sich gleich zu besinnen und amüsiert über dieses Luxusproblem zu philosophieren: Denn besser intensiv und vielfältig als langweilig und eindimensional! Mögen einige kleinere Abläufe und Prozedere vielleicht etwas chaotisch sein bei CALA, so ist das große Ganze – nämlich der Gedanke hinter CALA verblüffend klar und bereichernd. Professoren der Fachhochschule sowie Gastprofessoren lassen es in unterschiedlichsten Disziplinen und Fächern bezüglich der Lehre an nichts mangeln und wer sich hier über zu viel Theorie ohne Praxisbezug beschwert, der kann schon beim nächsten Besuch in der lateinamerikanischen Enklave in Münster, im Gescherweg sich angeregt mit den Cala-Latinos über kulturelle Aspekte, wie die Geschichte einzelner lateinamerikanischer Länder oder zum Beispiel die Wirksamkeit von bestimmten Marketingkonzepten in Deutschland vs Chile debattieren.

Ich sagte es schon: Die Zeit vergeht schnell und zack durchläuft der Calita nach einem Jahr die Transformation zum Cala, denn der neue Jahrgang Calitas steht vor der Tür. Mittlerweile kennt man sich als CALA immer besser aus in Münster, weiß wo die Polizeifahrradkontrollen stehen und wo es sich am besten lernt, feiert und lebt in dieser einzigartigen Stadt. Davon soll natürlich auch jetzt der neue Jahrgang profitieren, nachdem er sich in der Rallye als Cala-tauglich erwiesen hat.

Mittlerweile im dritten Semester angekommen sind auch dem letzten Professoren einige Charakteristika des aktuellen CALA- Jahrgangs weitgehend bekannt: Calas sind Zuspätkommer und können manchmal in der Vorlesung durch zu viel störende Konversation auffallen (als BWL-er  könnte man es natürlich auch als Netzwerken während der Vorlesung bezeichnen). Jedoch würde man einen Riesenfehler begehen, wenn man Calas nur auf dieses vermeintliche Störpotenzial reduzieren würde. Denn einem Cala reicht es nicht nur die Theorie der Betriebswirtschaft aufzunehmen – es wird permanent nachgehakt und hinterfragt. So wundert sich der VWL Professor, als am Ende der Vorlesungsreihe in der Feedbackrunde ein Cala den Status quo hinterfragt und grundsätzlich für zukünftige Jahrgänge mehr Alternativen zum ökonomischen Miteinander angeboten bekommen möchte.

Schon vor Studienbeginn ist man als CALA meist durch Eindrücke aus anderen Kulturen geprägt, aber die Seminare zusammen mit den Latinos, gemeinsame Veranstaltungen auch mit Alumni wie das ANCALA Forum prägen zusätzlich eine weltoffene Einstellung, befriedigen die permanente Neugierde nach neuen Kontakten und Erfahrungen und erwecken sie zugleich aufs Neue. So entsteht die perfekte Vorbereitung auf den Lateinamerika-Aufenthalt, denn der steht unmittelbar bevor.

So neigt sich der Aufenthalt in Münster dem Ende entgegen und natürlich darf der nur auf Cala-Art enden. Hier also die Situation, in der sich ein deutscher Cala bei seiner eigenen Hausparty wiederfindet: Alle Calas plus Freunde sind verständigt, und natürlich hat sich auch am Gescherweg die Party längst herumgesprochen. Es wird alles schön vorbereitet, Bier steht kühl, die Nachbarn wissen Bescheid und man weiß genau, um wieviel Uhr die Party voll losgehen soll: Und was passiert zu dem besagten Zeitpunkt dann: genau – nichts – einfach nicht genug Leute. Dementsprechend ist die Laune im Keller und man fragt sich, ob es vielleicht nicht doch statt der legendären Party die legendäre Enttäuschung wird, vor der man sich ein wenig gefürchtet hatte. Doch dann, wenn es fast schon zu spät ist, dann hast du plötzlich gefühlt halb Lateinamerika in deiner WG, du wünschst dir, du hättest anstatt einem WG- Apartment in Gievenbeck ein Mehretagenhaus im Kreuzviertel, um alle Leute unterbringen zu können und es wird einzigartig, grandios und unvergesslich – die Party deines Lebens.

Und dann geht es nach 4 Semestern, die sich auf einmal wahnsinnig kurz anfühlen, nach Lateinamerika.  Natürlich hat der ein oder andere Cala da auch Schwierigkeiten, sich nach so einer intensiven und einzigartigen Zeit in Münster schnell einzufinden. Diese Zeit ist gewissermaßen vergleichbar mit der Partysituation, denn nach einer Eingewöhnungszeit, die mal kürzer, mal länger dauert, wird auch die Zeit in Lateinamerika unvergesslich. Manch ein Cala passt sich mitunter so gut an Gegebenheiten und Motive der neuen Kultur an, dass er später als seine lateinamerikanischen Freunde zu einer gemeinsamen Veranstaltung kommt und deutsche Freunde irritiert, weil er keinen deutschen Klartext mehr redet, sondern nur noch durch die Blume spricht. Und wer die Cala- Gemeinschaft aus Münster vermisst, der fährt zum Cala Karnevalstreffen nach Barranquila in Kolumbien oder trifft sich in Curitiba mit Calas, um von dort Südbrasilien zu erkunden.

Auch die Zeit in Lateinamerika vergeht also wie im Flug. Okay, in Zeiten der Bachelorarbeit nimmt die Zeit sich eine lange gedehnte Pause zum Ende hin.

Plötzlich steht man dann als CALA- Student am Ende des Studiums und kann kaum glauben, was da die letzten 3einhalb bis 4 Jahre passiert ist.

All die Freundschaften, die wir schließen konnten und uns sicherlich unser Leben lang erhalten bleiben, all diese unvergesslichen Momente und all diese unglaublich wichtigen Erfahrungen. Das alles ist CALA. Und gerade aufgrund der vielfältigen Bereicherung, die uns der Studiengang bot, stehen uns jetzt alle Türen offen. Dementsprechend breitgestreut sind auch die Tätigkeitsfelder nach dem Studienabschluss. Einige haben Ihren Master begonnen, ein paar sind erfolgreich mit einer Unternehmensgründung gestartet, manche arbeiten bei renommierten Unternehmen und der ein oder andere wird völlig neue Wege abseits der Wirtschaft gehen.

Wir sind gerüstet für die Zukunft. Nicht nur beruflich, sondern wir wissen auch wie wichtig es ist, zu verstehen, dass man heutzutage für komplexe Probleme keine einfachen Lösungen mal eben parat hat und wie bereichernd und wichtig Vielfalt und Verständigung untereinander sind, gerade in heutigen Zeiten.

Denn bei allem Fokus auf unsere vielversprechende Zukunft werden wir unsere Erfahrungen aus dem Studium immer mit uns tragen und nie vergessen.

Für uns selber haben wir letztlich die drei wichtigsten Dinge für unser Leben von den Lateinamerikanern täglich vorgegeben bekommen und für uns verinnerlicht: Freude am Leben, eine optimistische Sicht auf die Zukunft und das Wichtigste: ein großes Herz. In diesem Sinne: CALA your Life!

 

Nils Dehning

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